Niederösterreichische Pfadfinder und Pfadfinderinnen
WIR ÜBER UNS GRUPPEN IN NÖ TEAM AUSBILDUNG MEINUNG DOWNLOADS

Die Lust am Verbotenen

CaEx und die Süchte: Am ersten Maiwochenende fand ein Spezialseminar zum breiten Thema "Süchte und Drogen" statt.

VON HANNES GRUBER


Aus wirklich ganz Niederösterreich waren 35 TeilnehmerInnen gekommen, um sich zum Thema Drogen und Süchte schlau zu machen. Das erwies sich teilweise als sehr schwierig , da der Aufbau des Seminars, das von zwei externen Referenten gehalten wurde und die Erwartungen bzw. konkreten Fragen der Teilnehmer durchaus nicht immer kompatibel waren.

Ich möchte ein paar der Fragen hier wiedergeben, um die enorme Bandbreite dieser Thematik widerzuspiegeln.

  • Wie kann ich jemanden, der Drogenkonsum befürwortet, vom Gegenteil überzeugen (Argumentation)
  • Wie gehe ich mit den bei Jugendlichen durchaus verbreiteten Droge "Cannabis" um? (Illegalität, trotzdem schon mehr oder weniger legal) Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich merke, dass ein Jugendlicher meines Trupps Drogenprobleme hat?
  • Welche Anzeichen/Symptome gibt es, um bei den Jugendlichen frühzeitig ein Drogenproblem festzustellen zu können?
  • Wie kann ich erkennen, dass jemand ein Problem mit Drogen hat? (Verhaltensmuster)
  • Soziale Erste Hilfe beim Erkennen von Drogenkonsum des Jugendlichen
  • Umgang mit "Volksdrogen", z.B. Alkohol, Zigaretten und Stichwort "Gruppenzwang"
  • Welche Drogen gibt es überhaupt, wie wirken sie und wie machen sie abhängig, bzw. süchtig?
  • Ist es sinnvoll, durch umfassende Drogeninformation das Interesse erst zu wecken?
  • Wie steht es um die Transparenz der eigenen Sucht/Süchte?
  • An wen bzw. welche Stelle kann ich mich wenden, wenn ich ein Drogenproblem bei einem Jugendlichen bemerke? Wie sollte man vorgehen?

Die Referenten zeigten uns ein paar Facts zum Einstieg, damit wir einen ersten Eindruck erhielten.

a) Eine Schätzung von Experten geht von 30.000 Drogensüchtigen in Österreich aus, davon sind die Hälfte opiatabhängig;

b) 100.000 Menschen sind spielsüchtig, genauso viele sind von Medikamenten abhängig. 300.000 Menschen sind alkoholabhängig.

c) 1.600.000 Menschen (20% aller Österreicherinnen) sind nikotinabhängig und etwa genauso viele haben Schwierigkeiten mit der Nahrungsaufnahme (darunter fällt: Übergewicht, Esssucht, Diätwahn, Magersucht, Bulimie)

Um eine gemeinsame Gesprächsbasis zu haben, präsentierten sie uns folgende Unterscheidungen, die im Fachkreis zu Sucht vorherrscht:

1) Legale Suchtmittel, die sich in einem Prozess zeigen. Darunter fallen: Essen, Arbeiten, Konsumieren, Spielen, Computer & Internet. Fernsehen, Putzen, Sexualität;

2) Legale Suchtmittel, die sich in einer Substanz zeigen. Darunter fallen: Alkohol, Nikotin, Koffein, Zucker, Schokolade, Psychopharmaka; Schmerzmittel, Cola;

3) Illegale Suchtmittel, die sich in einem Prozess zeigen. Darunter fallen: zwanghafte kriminelle Neigungen; zwanghafte kriminelles Sexualverhalten und zwanghaftes Bedürfnis nach Höchstgeschwindigkeit;

4) Illegale Suchtmittel, die sich in einer Substanz zeigen. Darunter fallen: Opiate, Cannabisprodukte, Halluzinogene, Kokain, XTC

5) Abhängigkeit und Sucht: Die (persönliche) Entwicklung geht von Gebrauch, über Missbrauch und Abhängigkeit bis hin zur Sucht.

Und das war auch schon der Arbeitsauftrag an die Kleingruppen. Wir sollten nach unserem Verständnis den Unterschied zwischen Genuss, Missbrauch, Gebrauch und Sucht definieren. Es folgten lange Diskussionen, was nun wie zu verstehen sei. Eine, wie ich meine, gute Beschreibung ist diese:

Was ist Gebrauch? > emotionslos und zweckmäßig
Was ist Genuss> mein Wohlbefinden
Was ist Missbrauch? > die Zweckentfremdung
Was ist Sucht? > abhängig, Ablenkung, Flucht

Eine weitere Kleingruppenarbeit sollte einen Zaubertrank schaffen und diesen werbewirksam promoten. Das Ziel hinter dieser Arbeit war, Sehnsüchte und Bedürfnisse, die es zu befriedigen gilt, auszumachen. Oft wird uns ja medial eingetrichtert, was wir unbedingt brauchen.

Leider haben wir dies nicht zu Ende gedacht oder besprochen, dafür war die Zeit zu kurz, die konkreten Fragen zu lang und die Methode "Großgruppe" falsch gewählt.

Da so manches eben nicht behandelt werden konnte, wird es wohl nächstes Jahr eine Fortsetzung geben, aber aus den "Fehlern" dieses Seminars haben Team und Referenten schon Sonntag Nachmittag gelernt: Pfadfinder sind in Bezug auf Prävention eben keine Neulinge, sind durch die vielen Seminare methodisch sehr anspruchsvoll und wollen ihre Erwartungen erfüllt sehen. Aber ein erstes Seminar zum beidseitigen Kennenlernen von PfadfinderInnen und den Referenten war dazu wohl unbedingt notwendig.

Aus dem Drogen-Einmaleins:

Wir wirken Drogen?

Beruhigende Wirkung:

  • Beruhigungsmittel und Schlafmittel (Benzodiazepine, Tranquilizer, Methaqualone, Barbiturate)
  • Alkohol
  • Schmerzmittel
  • Opiate (Heroin, Morphin, Codein, Opium-Tee, Methadon)
  • Schnüffelstoffe (Lösungsmittel)

Anregende Substanzen:

  • Amphetamine (Speed, Appetitzügler)
  • Kokain (Crack)

Bewußtseinserweiterende Substanzen:

  • Cannabis (Haschisch, Marihuana)
  • Halluzinogene (LSD, Mescalin, Peyote, spitzköpfiger Kahlkopf)
  • Designer Drogen (XTC, MDMA)

Primäre Prävention:

Deren Ziel ist es, die umfassende Fähigkeit zu vermitteln, seine Lebensbedingungen selbst und aktiv zu ändern und zu verbessern.
Dieser Ansatz liegt in personen- und strukturorientierten Maßnahmen, also bevor Symptome auftreten. Sie sind im Allgemeinen gesundheitsfördernd und zielgruppengerichtet.

Sekundäre Prävention:

Deren Ziel ist es, die jeweiligen Risiken der Person abzuschätzen und Schaden zu minimieren.
Dieser Ansatz liegt in Krisensituationen, in der Früherkennung (hier sind erste Symptome sichtbar) und in der Frühbehandlung.

Tertiäre Prävention:

Deren Ziel ist es, die Rehabilitierung der Person und die Reintegration in die Gesellschaft.
Dieser Ansatz liegt im der Einschränkung der übermäßigen Konsumation oder als deren Begleitmaßnahme.

Deine Meinung zu diesem Artikel ist uns wichtig! Verfasse einen Beitrag in unserem Forum!