Verleitung
der Führer?
Verführung der Leiter?
Eine
schier endlose Diskussion hätte mit der heurigen sehnsüchtig erwarteten Bundesverbandstagung
endlich aus der Welt geschafft werden können: die alte Leier, ob es sich bei unseren
Hobby-Pädagogen nun um „Führer“ oder um „Leiter“ handelt.
Die
„Nicht-Entscheidung“, die nun von Vertretern aller Landesverbände mehrheitlich
getroffen wurde und in die Verbandsordung aufgenommen wird, lässt allerdings weder
bei „Leiter-Liebhabern“ noch bei „Führer-Fans“ Begeisterungsstürme aufkommen:
Seit 15. Oktober 2000 sind beide Begriffe in Wort und Schrift offiziell zulässig.
Bis
zu dieser Bundesverbandstagung, die als einziges Gremium Änderungen der Verbandsordnung
hinsichtlich der Grundsätze beschließen kann und bisher nur alle drei Jahre
stattfand, war ja offiziell nur der Begriff „Pfadfinderführer“ erlaubt. Mit der
Praxis hatte diese Regelung allerdings schon lange nicht mehr viel zu tun.
Mit
Ausnahme von Wien und Niederösterreich, die allerdings einen nicht unwesentlichen
Teil der PPÖ-MItglieder stellen, ist bereits seit Jahren – verbandsordnungswidrigerweise
— der „Leiter“ in aller Munde — wie übrigens im gesamten restlichen deutschsprachigen
Raum.
Eine
sachliche Diskussion scheint in diesem Zusammenhang offenbar nicht mehr möglich
zu sein, denn allerorts gehen die Emotionen hoch. Was allerdings weder den Führer-Traditionalisten
noch den Leiter-Revoluzzern bewusst zu sein scheint, ist die Tatsache, dass der
Ausdruck „Pfadfinderführer“ erst seit 1976 in unserem Verband existiert.
In
der langen Geschichte der Pfadfinder Österreichs und seiner Vorgängerverbände
gab es stets Wolfsmeister, Feldmeister, Rovermeister und Gruppenfeldmeister. Erst
durch die Fusion mit den Führerinnen des „Österreichischen Pfadfinderinnenverbandes“
wurde der „Pfadfinderführer“ als männliches Pendant aus der Taufe gehoben.
Ich
bezweifle, dass mit diesem „salomonischen“ Beschluss nun die Diskussionen aus
der Welt geschaffen sind. Bedeutet das nun für Verfasser von Arbeitsbehelfen,
Pfadfinderzeitungen, Einladungen und Ausschreibungen, dass stets alle Begriffe
verwendet werden müssen?
Wenn
das jetzt noch zu dem bereits üblichen Wahn, immer die weibliche und männliche
Bezeichnung erwähnen zu müssen, dazukommt, steigen mir schon jetzt die Grausbirnen
auf, liebe Pfadfinderleiterinnen und Pfadfinderleiter und Pfadfinderführerinnen
und Pfadfinderführer!
Dabei
wäre die endgültige Klärung dieses Begriffsstreits denkbar einfach. Sie ist sogar
bei unserem Gründer nachzulesen: „Ask the boys (and girls)!“