Österreichische
Kinder sind verblödet: PISA und die PPÖ
Auch
wir sind im Kindergeschäft tätig. Es kann uns nicht egal
sein, wie die Kinder von der Schule ausgebildet werden.
Es
ist drei Uhr morgens und meine Adrenalinpumpe tut ihr bestes. Ich bin zum Schlafen
zu wach und zum Arbeiten zu müde. Meine liebe Maria schläft neben mir
und so mache ich mir meine Gedanken.
Irgendeine internationale Studie hat uns
gezeigt, wohin eine verfehlte Bildungspolitik führen kann. Ich habe meine
Schwierigkeiten bei der Einführung der neuen Stundentafeln bereits geschildert.
Es wurden Einsparungen besonders im Bereich Naturwissenschaften gemacht. Jetzt
muss ich die Liesel fragen, wie sie dies Argumentieren kann.
Hochangesehene
Ausbildungsspezialisten
Meine
liebe Maria, welche sich berufsbedingt mit den Inhalten der Studie schon länger
auseinandersetzen muss, berichtete mir, dass es kein Wunder darstellt, die Finnen
so weit vorne zu finden. Die Randbedingungen, unter welchen die finnischen Kinder
erzogen werden sind völlig anders. Ein Verhältnis von einem Erzieher
zu sechs bis acht Kindern ist im Vorschulbereich die Regel. Bei uns kommen in
Wiener Kindergärten auf eine Kindergärtnerin 25 Kinder. Was aber besonders
auffällt, ist der Sozialstatus. Bei uns ist es eine Tante1,
die halt auf Kinder aufpasst. In Finnland sind es hochangesehene Ausbildungsspezialisten.
Diese bilden zusammen mit den Kindern und Eltern ein Erziehungsteam, das die Ausbildung
gemeinsam plant und gestaltet.
Lesen
und Schreiben als Standard
Was
hat das alles mit uns als PPÖ zu tun? Nun, wir sind im Kindergeschäft
tätig. Es kann uns nicht egal sein, wie die Kinder von der Schule ausgebildet
werden. Wir setzen auf bestimmte Standards auf. Kinder dürfen beispielsweise
zu den Wichteln und Wölflingen, wenn sie Lesen und Schreiben können.
Nun klingt das banal, wichtig ist aber, dass nicht die mechanische Fähigkeit
des Lesens und Schreibens gefragt ist, sondern die Fähigkeit, geschriebene
Information zu verarbeiten. Einfach ausgedrückt: einen geschriebenen Text
zu verstehen oder so zu schreiben, dass der Empfänger den Text verstehen
kann. Wenn ich unsere Werbeplakate oder Periodika anschaue, so gehen wir davon
aus, dass der typische österreichische Mitbürger unsere Mitglieder
und Kunden - sehr gut bis gut Englisch kann. Der PPÖ-Brief strotzt vor Anglizismen
wie zum Beispiel Adults in Scouting oder Gender.
Eltern
sind Haupterzieher
Kommen
wir zum Sozialstatus unserer Erzieher. Was stellen diese dar? Sollte es nicht
so sein, dass es eine besondere Sache ist, Kinder zu erziehen? Welches Bild hat
die Öffentlichkeit vom pädagogischen Personal der PPÖ? Gar
keins. Unsere Freizeitpädagogische Arbeit findet unter Ausschluss der
Öffentlichkeit statt. Solange wir uns um Kleinigkeiten wie Führer, Leiter,
Begleiter, Holer, Bringer, Wegbereiter, Suchhelfer und dergleichen streiten, kommen
wir nicht vom Fleck.
Ich
denke, unsere Zukunft liegt darin, dass wir Kompetenz beweisen; dass wir darauf
hören, was die Haupterzieher Eltern wollen; dass
wir Stellung zur Bildungspolitik beziehen und uns nicht hinter differenzierter
Beliebigkeit unter dem Deckmäntelchen der unpolitischen Kinderaufpass-organisation
verstecken. So können wir uns in der Öffentlichkeit als Anwalt der Kinder
positionieren und auch Profil zeigen.