Niederösterreichische Pfadfinder und Pfadfinderinnen
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Die Problematik der Freiwilligkeit

Freiwillig – schönes Wort, oder nicht? Wir alle, die wir hier Pfadfinder führen, machen das (zumindest mehr oder weniger) freiwillig.


Manchmal frage ich mich: Warum mache ich das eigentlich? Und hier eine Antwort zu finden, wird von Mal zu Mal schwieriger. Eines kann ich allerdings mit Sicherheit sagen: Wenn ich nicht einmal in der Woche (oder bei mir auch öfter) mit dem Thema Pfadfinder in Berührung komme, geht mir etwas ab. Was das ist, lässt sich schon länger nicht mehr feststellen.

Ein Resümee meiner sich heuer zum 20. Mal jährenden Zugehörigkeit zu diesem Verein (ich werde alt …) ergibt sehr viele Hochs und Tiefs, wie sie wahrscheinlich jeder von uns so hat. Solange die Hochs überwiegen, ist das ganze kein Problem. Sobald die Tiefs das Geschehen bestimmen, wird das mit der Freiwilligkeit so eine Sache.

Vor allem, wenn man schon immer da war: Immer – ohne Ausnahme – Urlaub so eingeteilt, dass er ja mit keinen Veranstaltungen zusammenfällt; Freitag Abende sind tabu, da ist Heimstunde; Wochenenden werden mit dem Pfadi-Kalender in der Hand geplant ...

Freiwilligkeit als Falle

Diese gelebte Freiwilligkeit kann sich dann allerdings sehr schnell in eine Falle verwandeln – nämlich dann, wenn sich das „Zeit haben“ auf einmal einschränkt. Oder wenn man auf einmal draufkommt, dass etwas anderes genauso wichtig ist. Da kann es dann schnell passieren, dass man der Böse ist. Na ja, das soll mal jeder so halten, wie er gerne möchte.

Ich frage mich allerdings in diesem Zusammenhang oft, wo die Freiwilligkeit geblieben ist. Woran liegt es, dass sich heute (zumindest in unserer Gruppe) so schwer (bzw. gar nicht) Freiwillige finden, die etwas Verantwortung übernehmen und sich mit Kindern beschäftigen wollen. Wenn jemand ein Rezept hat, wie einer Gruppe mit Nachwuchsproblemen am Führersektor geholfen werden kann (nämlich außerhalb der Theorie, dass RaRo zu Führern herangezogen werden), dann ist das hier die Gelegenheit, es preiszugeben.

Viele schreckt es offensichtlich ab, dass mit den Pfadfindern ein gewisses Grundwissen verbunden sein muss (so glauben manche) – ein Pfadfinder muss schließlich Knoten können und Orientieren und so weiter. Dass das zweitrangig ist, muss erst mal kommuniziert werden.

Verantwortung mit zeitlicher Verpflichtung

Ein zweiter Punkt ist die zeitliche Verpflichtung. Wenn man einmal Heimstunde macht, dann jede Woche. Und zwar ausnahmslos jede Woche (okay, bis auf die Ferien). Wenn nun das Team aus nur zwei bis drei Leuten besteht, ist es schon schwierig, einmal zu fehlen, ohne den Verbleibenden eine problematische Heimstunde zu bescheren.

Wer, der nicht selbst jahrelang Pfadfinder war, lässt sich auf eine solche Verantwortung ein? Auf die RaRo kann man auch nicht unbedingt mehr „zählen“. Viele orientieren sich neu, gehen auf Auslandssemester oder studieren irgendwo. Manche haben neben dem Arbeiten nachmittags keine Zeit mehr für WiWö-Heimstunden. Sind die Heimstunden am Samstag, sind die Wochenenden sowieso „angepatzt“. Abgesehen davon, dass Kids am Samstag Nachmittag vor allem im Sommer definitiv etwas anderes vorhaben, als zu den Pfadis zu gehen. Bis jetzt haben wir es geschafft, keine einzige Heimstunde am Wochenende abhalten zu müssen. Das gelingt allerdings nur, weil wir nahezu ausschließlich Studenten als Führer haben bzw. ich in meinen Arbeitszeiten sehr flexibel bin und auch am Nachmittag führen kann.

Ohne Freiwillige geht es nicht

Was macht jemanden zu einem Freiwilligen? Ich sehe das beruflich sehr oft. Ich arbeite mit Vereinen. Ein „Vereinsmeier“ bleibt ein Vereinsmeier. Es ist nahezu normal, dass ein Freiwilliger nicht nur in einem Verein Funktionär ist, sondern gleich in mehreren. „Neue“ bringt man nur selten dazu, sich zu engagieren. Und wenn es viele gibt, die meinen „ab und zu mal helfen zu wollen“, gibt es sehr wenige, die sich bereit erklären, auch Verantwortung zu übernehmen und sich zum Beispiel als Obmann zur Verfügung zu stellen. Wobei nun ein Vereinsobmann nur bedingt mit einem Pfadiführer zu vergleichen ist, denn ersterer hat im Normalfall keine wöchentlichen absolut verpflichtenden Termine (kommt natürlich auf den Verein an).

Spinnt man das Thema „Freiwillige“ noch ein bisschen weiter, fallen hier sehr viele Bereiche auf, in denen wir ohne Freiwillige ein großes Problem hätten. Wenn es Pfadfindergruppen trifft, ist das für uns schlimm – aber wie sieht es aus mit Feuerwehr, Rettung, sozialen Diensten (Essen auf Rädern ...) und so weiter.

So sei auf diesem Wege allen Freiwilligen und allen, die es noch werden wollen, ein großes Dankeschön geschickt. Und es sei daran erinnert, Freiwilligen nicht böse zu sein, wenn sie ihre Freiwilligkeit aus welchen Gründen auch immer nicht ausleben können.

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VON MARISA FEDRIZZI